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Faktenblatt

Hat die Schweiz ein zu starkes Bevölkerungswachstum?

Darum geht’s.

Die Schweiz verzeichnete in den letzten 20 Jahren ein stetiges Bevölkerungswachstum, das sich 2023 mit einem Zuwachs von 1,7 % sogar beschleunigte und an die Wachstumsraten der 1960er Jahre heranreichte (SRF, 2024). Ende 2023 lebten über 8,9 Millionen Menschen in der Schweiz (BfS, 2024). Dieser Zuwachs ist primär auf die Nettozuwanderung zurückzuführen (ZKB, 2023) und wird sich laut Prognosen des Bundesamts für Statistik (BfS, 2021) voraussichtlich fortsetzen. Besonders stark war das Wachstum in den periurbanen Gebieten, während ländliche Regionen weniger stark wuchsen.

Das Bevölkerungswachstum der Schweiz bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich.

Positiv wirkt sich das Wachstum auf die Wirtschaft aus, indem es Arbeitskräfte und Nachfrage steigert, die Sozialwerke durch mehr Beitragszahler stützt und die Gesellschaft durch Zuwanderung kulturell bereichert.

Negative Auswirkungen sind steigende Wohnkosten und Wohnungsnot, besonders in Städten, (Die Volkswirtschaft, 2024), die Belastung der Infrastruktur, insbesondere im Verkehr (BfS, 2021), und der wachsende Druck auf die Umwelt durch Ressourcenverbrauch und Emissionen. Konkret bedeutet dies im Wohnbau steigende Preise und den Bedarf an mehr bezahlbarem Wohnraum, in der Mobilität zunehmenden Verkehr und die Notwendigkeit von Investitionen in den ÖV, und für die Umwelt eine wachsende Belastung, die nachhaltige Strategien erfordert. Auch die Lebensqualität kann durch Verdichtung leiden (Swissinfo, 2011).

Das sagt die GLP dazu.

Die GLP setzt gemäss aktuellem Fraktionspapier (GLP Schweiz, 2023) auf eine nachhaltige und zukunftsorientierte Strategie beim Bevölkerungswachstum:

  • Wirtschaft: Förderung von Fachkräften (Inland/Ausland) und Sicherung der Personenfreizügigkeit mit der EU​
  • Wohnraum: Effiziente Verdichtung, Umnutzung von Büroflächen und schlankere Bauprozesse statt zusätzlicher Regulierung​
  • Infrastruktur: Vorausschauende Planung für Verkehr, Energie, Bildung und Gesundheit zur Bewältigung des Wachstums​
  • Umwelt: Nachhaltiges, ressourcenschonendes Bauen mit innovativen Ansätzen wie Holzbau und Recycling​
  • ​Integration: Rasche Eingliederung von Migrant:innen in den Arbeitsmarkt und Förderung der Eigenständigkeit​

Die GLP kombiniert Wirtschaftsliberalismus, ökologische Nachhaltigkeit und soziale Integration.

Das Umfrageergebnis.

Für die Grafik und die Top-Argumente wurden nur die Antworten der GLP Mitglieder und GLP Sympathisant:innen berücksichtigt. Die Identität der Teilnehmenden sowie deren Mitglieds- oder Sympathisant:innenstatus wurde ausschliesslich anhand der angegebenen Informationen und Namen ermittelt und wurde nicht abschliessend verifiziert.

Die rund 200 Antworten auf die Frage, ob das Bevölkerungswachstum der Schweiz zu stark ist, zeichnen ein ambivalentes Bild. Das gesamte Spektrum von starker Zustimmung bis starker Verneinung wird gleichmässig abgedeckt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine eher emotional begründete Skepsis gegenüber dem Wachstum (“Zunahme ist zu gross, Bevölkerung soll begrenzt werden”) rationalen Begründungen für ein Wachstum (“Fachkräfte werden benötigt, der Demografie entgegenwirken”) gegenüberstehen.

Interessant ist, dass die Notwendigkeit eines Bevölkerungswachstums für eine innovative und wachsende Wirtschaft umstritten ist. So gibt es starke Befürworter:innen (“Ohne Migration keinen Wohlstand”), während andere eine wirtschaftlich positive Entwicklung auch mit wenig Bevölkerungswachstum für möglich halten.

Auffällig ist auch, dass Aspekte der Nachhaltigkeit bzw. die Auswirkungen auf Ressourcenverbrauch, Mobilität, Zersiedelung etc. bei dieser Frage nicht eingebracht werden.

Die drei Top-Argumente.

Pro-Argumente:

  • Die Bevölkerungszunahme der Schweiz ist zu gross. (16 Einbeziehungen)
  • Ein gesundes Wirtschaftswachstum ist auch möglich mit einem geringeren Bevölkerungswachstum. (11 Einbeziehungen)
  • Die Schweiz hat noch Möglichkeiten, die bereits vorhandene Bevölkerung mehr im Wirtschaftsprozess zu integrieren. (7 Einbeziehungen)

Contra-Argumente:

  • Die legale Migration wirkt dem Geburtenrückgang entgegen. (14 Einbeziehungen)
  • Das aktuelle Bevölkerungswachstum ist notwendig für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum. (8 Einbeziehungen)
  • Das aktuelle Bevölkerungswachstum von 146.900 Personen (+1.7% im Jahr 2023) ist angemessen (Quelle: BFS). (8 Einbeziehungen)

Darüber müssen wir reden.

Den wohlbegründeten und pragmatischen Positionen der Partei bzw. Fraktion (GLP Schweiz, 2023) stehen nachvollziehbare Anliegen und Bedenken der Umfrageteilnehmenden gegenüber. Folgende Fragen gilt es zu erörtern und diskutieren:

  • Ist ein (arbeitender) Bevölkerungszuwachs notwendig für die Erhaltung bzw. das Wachstum unseres Wohlstandes?
  • Hat das Bevölkerungswachstum Auswirkungen auf die Umwelt und Ressourcen, welche aktuell nicht oder zu wenig thematisiert werden (Schulen, Integrationsleitstungen, etc.)?
  • Wiegt der Preis für zusätzliche Infrastruktur (Ressourcen, Land, Verdichtung, etc.) den Nutzen des Bevölkerungswachstums auf?
  • Wie kann das Bevölkerungswachstum wirksam begrenzt werden? Dabei stehen nicht der Umfang bzw. eine konkrete Zahl im Vordergrund, sondern potenzielle Massnahmen, welche die Einhaltung eines vereinbarten Zuwachs garantiert.

Darüber reden wir – mit dir ✌️

An unserem ganztägigen Workshop am Samstag, 26. April in Aarau redest du mit bei den heissen Themen rund um die Migration. Wir zeigen die Resultate unserer Umfrage – und prominente Referent:innen wie Beat Flach, Ursina Beispiel ordnen ein. Am Nachmittag entwickeln wir gemeinsam spannende, tragfähige und mutige Lösungen.

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Wie machen das andere?

Die Schweiz gehört im europäischen und internationalen Vergleich zu den (wohlhabenden) Ländern mit dem grössten Bevölkerungszuwachs (Eurostat, 2025). Länder mit ähnlichem Wachstum nutzen folgende Strategien zur Bewältigung des Wachstums:

  • Punktesysteme (Kanada, Australien): Auswahl qualifizierter Einwanderer nach Kriterien wie Ausbildung und Sprachkenntnisse (Wikipedia, 2024).
  • Kontingente/Quoten: Festlegung von Obergrenzen für Einwanderer pro Jahr (Misteli, 2014).
  • Temporäre Arbeitsvisa: Deckung des Arbeitskräftebedarfs ohne dauerhafte Einwanderung.
  • Bekämpfung illegaler Migration: Massnahmen zur Reduzierung irregulärer Einwanderung.
  • Sprachkurse/Integrationsprogramme: Erleichterung des Einstiegs in Gesellschaft und Arbeitsmarkt.
  • Anerkennung ausländischer Qualifikationen: Ermöglichung des Zugangs zu qualifizierten Berufen.
  • Förderung interkultureller Verständigung: Abbau von Vorurteilen und Förderung des Zusammenlebens.
  • Wohnbau: Schaffung von ausreichendem und bezahlbarem Wohnraum.
  • Bildung/Gesundheitswesen: Anpassung der Kapazitäten an die wachsende Bevölkerung.
  • Sozialleistungen: Sicherstellung der Versorgung von Einheimischen und Einwanderern.
  • Offene Diskussion über Migration: Konstruktiver Umgang mit den Vor- und Nachteilen.
  • Bekämpfung von Rassismus/Diskriminierung: Förderung einer inklusiven Gesellschaft.